Nachhaltig unterwegs auf Teneriffa

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Foto: Oleksandr Pidvalnyi / Pexels 

Was wäre das Leben ohne Reisen? Für viele von uns zählt es zu den schönsten Dingen im Leben. Zeitgleich muss man sich heute fragen, ob das Reisen vor unserem ökologischen Gewissen verantwortbar ist? Die Antwort findet sich oftmals im Umdenken. Auf der beliebten Kanareninsel Teneriffa haben wir Inspirationen und zukunftsweisende Ansätze entdeckt, den Tourismus ökologischer und „grüner“ zu gestalten. 

Teneriffa - ein beliebtes Reiseziel, nicht nur für Deutsche zur Ferienzeit. Die Kanarischen Inseln sind dank ihres ausgeglichenen Klimas ganzjährig gut zu bereisen. Somit ist auch die Winterzeit Hauptsaison. Diese Tatsache führt nicht nur jedes Jahr unzählige Touristen nach Teneriffa, sondern sie forderte über die letzten Jahrzehnte auch ihren Preis. 

Nachdem der Massentourismus die Insel vor große Herausforderungen stellte und große Hotelanlagen das Landschaftsbild zahlreicher Küstenabschnitte prägen, begann ein neues Bewusstsein in den Köpfen der Inselbevölkerung zu wachsen. Die Insel lebt vom Tourismus und schätzt ihre Gäste. Der ökologische Fußabdruck der Besucher und der Tourismusbetriebe ist jedoch stärker in den Fokus gerückt.

 

Nachhaltige Unterkünfte & lokale Gastronomie

In den letzten Jahren haben sich etliche Öko-Hotels und bioklimatische Unterkünfte auf dem Markt etabliert. Besonders bekannt ist Granadilla im Süden der Insel - das weltweit erste CO2-freie Dorf. Aber auch der Agrotourismus boomt. Die Öko-Finca El Quinto in Tigaiga hat sich bereits einen Namen gemacht. Der nachhaltige Umgang mit Ressourcen wie Wasser und die Selbstversorgung stehen im Fokus des familiengeführten Betriebs, der neben der Vermietung von Ferienhäusern auch ökologische Landwirtschaft betreibt.

Verzichten Sie einmal auf den Pauschalurlaub in den großen Hotelketten und lernen Sie die schöne Kanareninsel als Individualist kennen. - Auch kulinarisch betrachtet ist es geradezu eine Sünde, All-inclusive zu buchen. Teneriffa hat so viele Leckereien und Spezialitäten zu bieten, die man in den Hotels nur teilweise (oder auch gar nicht) angeboten bekommt. 

Schlendern Sie dazu über die Wochenmärkte der Dörfer oder besuchen Sie die kleinen Bodegas und Straußenwirtschaften (Guachinches) abseits von touristischen Zentren. Die Küche Teneriffas ist sehr vielfältig. Um nur ein paar Gerichte zu nennen, sollten Sie folgende probieren:

 

Nicht zu vergessen: die guten Weine, deren Charakter den vulkanischen Böden der Insel zu verdanken ist. Und der allseits beliebte Barraquito, die kanarische Kaffeespezialität mit Likör, die man in Teneriffa zu jeder Tageszeit trinkt. Setzen Sie sich in ein kleines Café und lassen sich den Unterschied zwischen einem Barraquito und einem Zaperoco erklären. Dann unbedingt einen genießen!

 

Teneriffa - abseits von Touristenmassen

Etwa die Hälfte der Fläche von Teneriffa besteht aus Naturschutzgebieten. Das mag den ein oder anderen verwundern, angesichts der Bettenburgen, wie man sie beispielsweise in Los Cristianos und Las Americas im Süden der Insel vorfindet. Tatsächlich befinden sich auf der gesamten Insel 43 ausgewiesene Schutzgebiete, darunter auch das älteste der Kanarischen Inseln, der Teide-Nationalpark (Parque Nacional del Teide). Dieser zählt zum UNESCO Welterbe.

 


Foto: Luis Quintero / Pexels

 

Mit den drei nachfolgenden Tipps lernen Sie die Insel und ihre ganz besonderen Naturschätze kennen:

1.) Wanderstiefel statt Mietwagen!

Auf den ausgewiesenen Wanderrouten und Themenstrecken können Nationalpark-Besucher die Schönheit der Natur entdecken, ohne diese aus dem Gleichgewicht zu bringen. Lassen Sie den Mietwagen stehen und begeben Sie sich zu Fuß auf eine Vulkantour in Richtung Pico del Teide. Mit seinen 3.718 Metern Höhe ist der aktive Vulkan der höchste Berg Spaniens und eine Wanderung allemal wert.

Auch Radfahrer schätzen die Insel wegen ihrer Vielseitigkeit. Vor allem gut Trainierte und Profis kommen bei den anspruchsvollen Touren mit viel Gefälle auf ihre Kosten. Entlang einiger Küstenabschnitte finden sich aber auch leichtere Touren auf gut befestigten Wegen und für alle Fitnesslevel.

Wer gerne klettert, der sollte einmal den „Forestal Park Tenerife“ im Naturschutzgebiet Las Lagunetas ausprobieren; ein umweltfreundlicher Kletterpark auf 15.000 m² Fläche. Hier finden sich Parcours auf bis zu 30 Metern Höhe inmitten der Baumwipfel. Die verschiedenen Schwierigkeitsgrade bieten Spaß für Groß und Klein, auch für Familien mit Kindern. Gut zu wissen: Bei den Kletterparcours wurde ganz gezielt auf alten und schützenswerten Baumbestand Rücksicht genommen. 

 

2.) In den Sternenhimmel eintauchen

Wenn Sie eine ländlich gelegene Unterkunft abseits der touristischen Ballungszentren ausgewählt haben, sollten Sie nachts unbedingt einmal dem Sternenhimmel Ihre volle Aufmerksamkeit schenken. Die Lichtverschmutzung auf den Kanarischen Inseln ist vergleichsweise gering und man bekommt bei klarer Sicht einen fantastischen Sternenhimmel zu sehen. 

Das rührt nicht von ungefähr, denn Teneriffa gilt (ebenso wie La Palma) seit 1988 als sogenanntes Lichtschutzgebiet. Im Teide-Nationalpark finden Besucher entlang der ausgeschilderten Wege etliche Informationstafeln und Aussichtspunkte zur Sternenbeobachtung. 

 

3.) Unter Palmen in Santa Cruz - oder: Was aus Müll wachsen kann

Der Mensch hinterlässt seine Spuren und leider auch seinen Müll. Auf Teneriffa entstand aufgrund dieses Problems ein geschichtsträchtiges Projekt.

In den 1970er Jahren achtete man in Santa Cruz de Tenerife nur wenig auf korrekte Müllentsorgung. Man warf den Müll schlichtweg ins Meer. In der Hauptstadt wuchs somit über längere Zeit ein gigantischer Müllberg an und schuf 12 Hektar künstliches Land. Die stinkende Deponie namens „El Lazareto“ wurde mit der weiteren Ausbreitung der Stadt zu einem immer größeren Problem. Somit wurde sie im Jahr 1983 geschlossen. Doch wohin mit dem ganzen Müll?

Im Jahr 1995 beschloss die Stadt schließlich, den Müllberg zu transformieren. Unter der Leitung des Agraringenieurs Manuel Caballero und in Abstimmung mit dem berühmten kanarischen Künstler Cesar Manrique wurde die riesige Deponie in einen beeindruckenden botanischen Garten umgewandelt, der heute über 3.000 verschiedene Pflanzenarten, darunter 600 (teils seltene) Palmenarten beherbergt. Er ist damit nicht nur die größte Grünanlage der Inselhauptstadt, sondern zugleich die größte Sammlung an Palmen in Europa.

Das Palmetum kann täglich von 10 bis 18 Uhr besichtigt werden und der Besuch lohnt sich. Dieser Ort zeigt letzendlich, wie wertvoll und wichtig es ist, Lebensraum lebenswert zu erhalten, im Einklang mit der Natur. Auch für den heutigen Tourismus sollte dies ein wesentlicher Grundsatz sein.

 

Die Anreisemöglichkeiten

Die klassischen Anreisemöglichkeiten nach Teneriffa sind Flugzeug, Schiff oder Fähre. Im Süden der Insel befindet sich der internationale Flughafen Aeropuerto de Tenerife Sur Reina Sofía (TFS), im Norden der etwas kleinere, aber ebenfalls internationale Flughafen Aeropuerto de Tenerife Norte (TFN). Die Fährverbindungen nach Santa Cruz de Tenerife führen über Cadiz oder Huelva auf dem spanischen Festland bzw. über die anderen Inseln, wie Gran Canaria oder La Palma. 

Zugegeben - ohne einen deutlichen CO2-Fußabdruck zu hinterlassen, ist es wohl für die wenigsten Menschen machbar, nach Teneriffa zu gelangen. Um ein kurzes Beispiel zu geben: Der Hin- und Rückflug von Frankfurt (FRA) nach Teneriffa (TFS) in der Economy Class entspricht einem CO2-Ausstoß von knapp 1,2 Tonnen CO2 pro Person. Das haben wir mit Hilfe des CO2-Rechners von atmosfair ermittelt. 

Die optimale Lösung gibt es also (noch) nicht. Doch immerhin gibt es Ansätze, wie E-Kerosin, Bio-Kerosin und die indirekte CO2-Kompensation über Aufforstungs- und Klimaschutzprojekte. Viele Airlines und Fährgesellschaften bieten die Möglichkeit einer CO2-Kompensation direkt bei der Buchung an. Ihr Flug oder Ihre Überfahrt wird damit zwar nicht umweltfreundlicher, aber Sie geben der Umwelt zumindest an anderer Stelle etwas zurück.

 


Foto: Oleksandr Pidvalnyi / Pexels