Urbane Landwirtschaft:

Kommen unser Obst und Gemüse zukünftig vom Dach?

jon-tyson-VV4qnrFfF-E-unsplash.jpg

Foto: unsplash

Die Auswirkungen des Klimawandels machen sich zunehmend in der traditionellen Landwirtschaft bemerkbar. Die Folge: Die Ernteerträge werden weniger, aber die stetig wachsende Weltbevölkerung verlangt nach mehr. Um mehr Anbauflächen zu schaffen und die Defizite auszugleichen, wurden in den vergangenen Jahren immer mehr Wälder gerodet. Dass dies auf lange Sicht nicht funktioniert und Alternativen kreiert werden müssen, ist klar. Die Lösung: Urban Farming. In vielen Großstädten wie Paris, Berlin und New York setzt man bereits auf diese Alternative und baut auf den Dächern Obst und Gemüse an. Aber was bedeutet dieser Wandel für unsere Zukunft und inwieweit kann sie die traditionelle Landwirtschaft ersetzen?

 

Was versteht man unter Urban Farming?

Urbane Landwirtschaft bedeutet nichts anderes als den Anbau von Zier- und Nutzpflanzen in den Städten. Genutzt werden hierfür freie Flächen wie Flachdächer oder Häuserwände, die es in den Metropolen dieser Welt zur Genüge gibt. Das Ziel ist es, die Erträge für die Versorgung der lokalen Bevölkerung zu nutzen. 

Der große Unterschied zur traditionellen Landwirtschaft ist der Einsatz von innovativen Technologien. Sie haben den Vorteil, dass Witterungsverhältnisse oder Jahreszeiten keinen Einfluss auf die Landwirtschaft mehr haben und die Ernte zwölf Monate im Jahr möglich ist. Engpässe in der Versorgung sollten somit ausgeschlossen werden. Auch lange Anfahrtswege, die mit hohen CO?-Emissionen verbunden sind, fallen weg. Dies wirkt sich positiv auf unsere Umwelt aus.

 

Welche Vorteile und Nachteile bringt die urbane Landwirtschaft im direkten Vergleich zur herkömmlichen Agrarwirtschaft mit sich?

Der Anbau von Lebensmitteln in der Stadt ist bei Weitem nichts Neues. Die urbane Landwirtschaft in den Städten wurde bereits bis ins 19. Jahrhundert praktiziert. Durch den Einsatz von Maschinen, welche die menschliche Arbeit ersetzen, wurde die Landwirtschaft dann aus den Großstädten verbannt. Nun hat sich das Blatt gewendet und die urbane Landwirtschaft hält wieder Einzug in die Stadt. Und dies aus gutem Grund! Diese Vorteile können wir zukünftig nutzen:

 

1. Die Lebensmittelproduktion vor Ort

Der wichtigste Aspekt dieser Anbauform ist, dass die benötigten Nahrungsmittel direkt vor Ort angebaut und produziert werden können. Dies hat den Vorteil, dass lange Anfahrtswege aus einem anderen Teil des Landes entfallen. Aufgrund der kürzeren Transportwege können wir dementsprechend Unmengen an Energie sowie CO? einsparen. Ein weiterer Pluspunkt: Die Gefahr, dass Lebensmittel auf dem Weg zum Verbraucher verderben, ist ebenfalls aus der Welt geschafft.

 

2. Die soziale Verträglichkeit von Nahrungsmitteln ist besser nachweisbar

Die Nachfrage nach regional produzierten Lebensmitteln wird immer größer. Mithilfe von urbaner Landwirtschaft ist es einfacher nachweisbar, dass unsere Nahrungsmittel unter sozialverträglichen Verhältnissen erzeugt wurden, als bei Produkten aus dem Ausland.

 

3. Mehr Unabhängigkeit von globalen Lieferketten 

Zum jetzigen Zeitpunkt können wir nur spekulieren, welche Auswirkungen die klimatischen Veränderungen auf unsere Nahrungsmittelproduktion haben werden. Eines können wir jedoch bereits sagen: Die Bevölkerungsdichte nimmt stetig zu und längere Trockenperioden mit resultierender Wasserknappheit sind schon längst keine Seltenheit mehr. Das die Möglichkeit besteht, dass Lieferketten, wie wir sie kennen, in ein paar Jahrzehnten nicht mehr unseren Alltag bestimmen werden, ist daher absehbar. Somit steht fest: Wer lokal produziert, agiert zukunftsorientiert und ist klar im Vorteil!

 

4. Überschaubarer Verbrauch an Wasser und Dünger

Praktizieren wir in den Städten vermehrt urbane Landwirtschaft, sparen wir Wasser sowie Dünger ein. Auch die Auslaugung des Ackerbodens wird minimiert.

 

5. Platzeinsparung

Fakt ist: Die Anbauflächen in der urbanen Landwirtschaft sind optimiert. Dies bedeutet, dass die Ernteerträge deutlich höher sind als in der herkömmlichen Landwirtschaft. Mithilfe von innovativen Technologien wie dem Einsatz von Beleuchtungsmitteln sind mehrere Ernten pro Jahr möglich.

 

6. Großer Energieverbrauch

Aber nicht nur Vorteile werden mit der urbanen Landwirtschaft in Zusammenhang gebracht. So ist die Umsetzung aufgrund der dauerhaften Beleuchtung auch sehr energieintensiv. Werfen wir einen Blick auf die stetig steigenden Energiepreise, stellt dies ein großes Problem dar, was sich am Ende auf den Verbraucher auswirkt.

 

7. Pflanzen sind anfälliger für Krankheiten

Pflanzen, die in großen geschlossenen Anlagen gezüchtet werden, besitzen keinen Schutzmechanismus zur Schädlingsabwehr. Dies bedeutet: Sie sind anfälliger für Krankheiten. Bei einem Schädlingsbefall hilft dann meistens nur noch der Griff zum Schädlingsbekämpfungsmittel. Ein großer Nachteil, den es zu bedenken gilt.

 

8. Hohe Einrichtungskosten

Ein weiterer negativer Faktor der urbanen Landwirtschaft sind die beträchtlichen Investitionskosten. Denn besonders bei großflächigen und hoch automatisierten Projekten ist die Umsetzung um ein Vielfaches kostenintensiver als der herkömmliche Ackerbau.

 

Fazit

Erwähnte Hürden wie die Gefahr von Keimen und ein hoher Energieverbrauch lassen die positiven Aspekte ab und an im Schatten stehen. Trotzdem ist die urbane Landwirtschaft ein großer Schritt in die richtige Richtung.