Nachhaltigkeit in der Elektronikindustrie

Schritte in Richtung Klimaneutralität

guillaume-de-germain-6Xw9wMJyHus-unsplash.jpg

Foto: unsplash

Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind aktuell die wichtigsten Themen des 21. Jahrhunderts. Weltweit gehören die Themen zu den größten globalen Herausforderungen der aktuellen Zeit und es wird in allen Branchen nach Lösungen gesucht, um diesen zu begegnen. Die Europäische Union hat mit dem europäischen Klimagesetz am 09. Juli 2022 rechtsverbindlich beschlossen, dass die Europäische Union bis zum Jahr 2050 klimaneutral ist.

Sustainable Development Goals

Gerade der Wirtschaft kommt eine große Hebelwirkung zu, Schritte in Richtung Klimaneutralität und Nachhaltigkeit stellen große Herausforderungen dar, gleichzeitig bieten sie aber auch Chancen für Innovation. Nachhaltiges Wirtschaften bietet die Möglichkeit, Wertschöpfungsketten zu optimieren und negative Einflüsse zu mindern. Die Elektro-Industrie gehört zusammen mit der Automobilindustrie, dem Maschinenbau und der Chemie-Industrie zu den vier wichtigsten Branchen Deutschlands. Das verarbeitende Gewerbe steuert Deutschland 23,4 % der Bruttowertschöpfung bei und investiert ca. 53,4 Milliarden Euro allein 2016 in Forschung und Entwicklung. Die Konzentration auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz in diesen Branchen hat einen großen Einfluss auf die gesamtdeutsche Entwicklung. Die Vereinten Nationen haben 2015 zu dem Thema die „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, die SDG (Sustainable Development Goals) verfasst. Daraus leitet sich eine politische Zielsetzung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene ab.

Bedeutung für die Elektro-Industrie

Der Verband der Elektro- und Digitalindustrie ZVEI e.V. hat auf der Basis der 17 SDG einen Leitfaden für nachhaltige Entwicklung in der Elektroindustrie herausgebracht. Darin werden die einzelnen SDG aufgeschlüsselt und deren Bedeutung für die Elektro-Industrie ausgearbeitet. Sie bieten hier den Rahmen für nachhaltiges Wirtschaftswachstum, die Schaffung von Chancengleichheit zwischen Mann und Frau, Einkommensgleichheit und weiterhin das nachhaltige Management von natürlichen Ressourcen. Daraus lassen sich auch Wettbewerbsvorteile aus der nachhaltigen Wertschöpfung ableiten.

Beispielsweise lässt sich durch Ausarbeiten der SDG in der Branche neue und verlängerte Produktionszyklen, sowie durch die Realisierung neuer Geschäftsmodelle und Dienstleistungen die Erträge steigern. Durch Konzentration auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit können neue Märkte erschlossen und erweitert werden, hier helfen eine Differenzierung der Produkte und durch deren Anbieten können ganze neue Kundengruppen erschlossen werden. Durch Wiederaufarbeitung von Produkten, sowie Baugruppen und Bauteilen und ressourcensparender Produktion lassen sich kurzfristig Kosten sparen und Kreisläufe schließen. Da der Klimaschutz und Nachhaltigkeit Themen sind, welche uns global gesehen für die nächsten Jahrzehnte beschäftigen werden, ist davon auszugehen, dass weitere Regelungen und Gesetze auf die Industrie zu kommen. Eine frühe Umsetzung der SDG erhöht die Resilienz des Unternehmens und macht kurzfristige Anpassungen an strengere Regelungen obsolet. Durch die immer höher werdende Bedeutung und Relevanz des Themas in der Bevölkerung lässt ein Umsetzen der Ziele für Nachhaltigkeit die Reputation des Unternehmens deutlich steigern. Den Herausforderungen zu begegnen und in diesen nicht nur ein Risiko zu sehen, stehen also deutliche Vorteile gegenüber, die auf lange Sicht die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens deutlich erhöhen.

Für die Elektro-Industrie bedeutet dies, dass die Produktion von Elektrogeräten möglichst CO?-neutral erfolgen sollte. Elektroinstallationen sollten hinsichtlich der Langlebigkeit, ressourcenschonender Produktion und recyclingfähigen Materialien optimiert und entwickelt werden. Studien belegen, dass Europa auf diesem Gebiet der Entwicklung noch sehr divers aufgestellt ist. Während sich in anderen Ländern wie Spanien, Frankreich und Belgien das Thema der Nachhaltigkeit in Elektroinstallationsprojekten und anderen ein großes Thema stellt, fallen Deutschland und Polen ab und bieten großes Optimierungspotential.  

Nachhaltige Lösungen in der Elektroinstallation

Beispiele für moderne nachhaltige Lösungen im Heimbetrieb sind vielfältig. Ein Beispiel ist die Installation eines Smart Meter anstelle herkömmlicher Stromzähler. Während herkömmliche Stromzähler einmal jährlich abgelesen werden, können Kunden im Smart Meter die benötigten Daten jederzeit abrufen. Dadurch lassen sich energieintensive Verbraucher schnell identifizieren und alternative Lösungen anschaffen. Die Erfassung ermöglicht aber auch auszulesen wie viel erneuerbare Energie gerade im Strommix ist, um davon abhängig energieintensive Verbraucher wie die Waschmaschine einzuschalten, oder lieber zu warten, bis die Bedingungen besser sind. Die Digitalisierung sowohl in der Industrie, aber auch in unserem Zuhause ist eine der größten Herausforderungen in der Nachhaltigkeit. Bei der Installation neuer Anlagen sollte hier auf eine zukunftsfähige und langlebige Strategie gesetzt werden. Die Planung für nachhaltige Installation beginnt aber schon früh, bei der Planung und Installation von Signal und Stromleitungen. Entscheidet sich der Bauherr für Glasfaser oder günstigere Kupferleitungen, werden bei der Planung beispielsweise Primos Betondosen benutzt, um moderne und recyclingfähige Produkte zu platzieren?

Die Fotovoltaik zeigt auf, was Hindernisse und Probleme in der Politik gerade sind. Während die Installation sinnvoll ist, wird die Einspeisung von Strom in unser Stromnetz mit vielen Hürden versetzt und nicht transparent und gerecht vergütet. Das hemmt die Kaufbereitschaft für Fotovoltaikanlagen, was im Konflikt mit Forderungen der Politik nach Installation solcher Anlagen auf jedem Dach steht. So wie sich also die Unternehmen an den SDG für Nachhaltigkeit und Klimaschutz orientieren sollen, hat auch die Politik noch einen Weg zu tun, um diese Ziele zu erleichtern und noch mehr Anreize zu setzen, diese umzusetzen.