Wie nachhaltig ist die Verpackungsindustrie?

Pilze statt Styropor, Zuckerrohr statt Erdöl, Milchprotein statt Plastik

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Der Onlinehandel wächst. Durch die Einschränkungen der Pandemie steigen die Umsatzzahlen im Online-Handel sehr stark an. Auch im zweiten Corona Jahr 2021 stieg der Umsatz im Bereich E-Commerce um 19 % auf 99,1 Milliarden Euro. Gero Furchheim, der Präsident des Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland BEVH, erklärt: „der digitale Handel bringt mit der sicheren Warenversorgung ein Stück Normalität zurück. E-Commerce wird immer mehr als das Normale und Übliche empfunden.“ Weiterhin: „Handel ohne E-Commerce ist schon jetzt nicht mehr denkbar, weder für Konsumenten noch für Händler.“ Konsumenten bestellen Waren immer häufiger online, 40,9 % geben an öfter als einmal pro Woche online zu bestellen. Aber nicht nur die Jüngeren nutzen das Angebot, Waren online zu bestellen und liefern zu lassen, immer mehr Käufer sind älter als 50 Jahre. Sie sind mittlerweile für mindestens 50 % der bestellten Waren verantwortlich. In den letzten Jahren stieg hauptsächlich der Bedarf an Lebensmitteln, Drogerieprodukten oder Tiernahrung. Dieser Bereich war bisher noch sehr klein steigt aber kontinuierlich an, weiterhin größten Anteil hat der Bereich der Bekleidung und Elektronikprodukte.

All diese Waren des E-Commerce müssen aber verpackt und versendet werden. Mit den konstant steigenden Umsatzzahlen des E-Commerce steigt auch die Nachfrage nach Verpackung und so boomt auch die Verpackungsindustrie. Aktuell liegt der weltweite Umsatz der Verpackungsindustrie bei 770 Mrd. US-Dollar und dieser soll bis 2025 auf 1 Billion US-Dollar ansteigen. Dem gegenüber stehen große Herausforderungen am weltweiten Rohstoffmarkt. Auch bedingt durch die Corona-Krise, vor allem aber durch große Knappheit an Rohstoffen am Weltmarkt, hat die Verpackungsindustrie gerade stark mit Lieferengpässen zu kämpfen. So ist der Preis von Kunststoffen, wie sie beispielsweise in Luftpolsterumschlägen  vorkommen, allein in Asien um 47 % gestiegen. Firmen mussten teilweise die Produktion einstellen, weil am Markt keine Rohstoffe für die Produktion zu bekommen waren.

Nachhaltigkeit der Verpackungen

Verpackungen bestehen vorwiegend aus Kunststoffprodukten, Papier und Pappe, oder Metallprodukten. Der Anteil der Verpackungen für Konsumprodukte dominiert den Gesamtanteil im Warensystem. Bilder von riesigen Müllbergen und dem Great Pacific Garbage Patch, also den riesigen Müllteppichen im Pazifik zeigen, dass auch die Verpackungsindustrie ein Element dieses weltweiten Problems ist. Der Konsument verlangt mittlerweile auch von der Verpackungsindustrie ein nachhaltiges Handeln. Eine Studie zeigt, dass für ca. 67 % der Befragten die Nachhaltigkeit von Verpackungen besonders in der Zukunft wichtig ist. Dies stellt auch ein Branchenturbo dar, Verpackungsunternehmen suchen nach neuen umweltverträglichen Lösungen, arbeiten an der Ressourceneffizienz und forschen an neuen Materialien, die verwendet werden können. Unternehmen, die auf die Themen keine Antwort finden, werden an diesem dynamischen Markt nicht überleben können.  Dabei wird der Fokus von den Herstellern auf den gesamten Lebenszyklus der Verpackung gelegt. Von der Entwicklung, über die Herstellung, dem Gebrauch und dem Recycling des Produkts. Hier wird angestrebt hieraus eine Kreislaufwirtschaft zu machen und die Ressourcen möglichst lange zu benutzen. Dabei werden biologisch abbaubare Produkte, die Wiederverwendung oder Rückführung besonders streng betrachtet. So werden Coffee To-Go Becher wieder verwendet und möglichst auf wegwerf-Produkte verzichtet. Vor kurzem hat die EU auch das Verpackungsgesetz angepasst und weitere Produkte dem Pfandsystem zugeführt und geregelt, wie hoch der recyclingfähige Kunststoffanteil in den Produkten sein muss. Aber auch smarte Lösungen sind in den Verpackungen gefragt, so soll die Rückverfolgbarkeit von Produkten erleichtert werden, oder andere Interaktionen möglich werden.

Neue Materialien für Verpackungen

Pilze statt Styropor

Mit den erhöhten Anforderungen im Bezug auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz, suchen die Unternehmen nach immer neuen Lösungen Waren zu verpacken. Dabei soll möglichst auf Kunststoffe und nicht recyclingfähige Materialien verzichtet werden. Hier sind Pilze ein neuer innovativer Rohstoff, um nachhaltige Verpackungen zu schaffen. Durch den Einsatz von Pilzen in Kombination mit biologischen Abfällen lässt sich ein Ersatzprodukt zu Styropor herstellen. Dieser ist eines der meistverwendeten Materialien in der Verpackungsindustrie und besteht zum Großteil aus Benzin. Verpackungen aus Pilzen wachsen in allen Formen und bieten damit vielfältige Einsatzmöglichkeiten.

Zuckerrohr statt Erdöl

Aus Zuckerrohr lässt sich Zuckerrohr-Ethanol herstellen und zu biobasierten Polyethylen-Folien verarbeiten. Herkömmliches Ethylen wird aus Erdöl hergestellt und so kann man auf diesen fossilen Rohstoff verzichten. Diese Folien können dann etwa für Etiketten verwendet werden, aber auch Tetra Pak stellt bereits aus Zuckerrohr Tetra Rex Kartons für Milchprodukte her.

Milchprotein statt Plastik

Aus Casein, das Protein der Milch lässt sich eine Folie herstellen, die Lebensmittel Sauerstoff 500-mal besser blockt als herkömmliche ölbasierte Folien. Damit können Lebensmittel vor dem Verderben geschützt werden, gleichzeitig kann man diese Verpackungen sogar verzehren. Suppen oder andere Lebensmittel können so mitsamt Verpackung verarbeitet werden und beispielsweise auch Gewürze oder anderes enthalten.

Fazit

Die Anforderungen an Verpackungen steigen bei größer werdenden Produktionskapazitäten immer weiter an. Den globalen Herausforderungen des Klimawandels, muss mit innovativen und nachhaltigen Lösungen begegnet werden. Die Verpackungsindustrie bietet verschiedenste Ansätze und nur das Annehmen dieser Herausforderungen, verspricht in dieser globalen Branche bestehen zu können.